Einige Anhaltspunkte für Eltern und Lehrer auf eine möglicherweise vorliegende Rechenschwäche lassen sich aus Beobachtungen verschiedener Bereiche des Lebens und des Umfeldes entnehmen:
Hausaufgaben
• Ihr Kind zögert die Erledigung der Aufgaben im Rechnen so
lange wie möglich hinaus.
• Es wendet mehr Zeit für die Rechenaufgaben auf als für andere
Aufgaben.
• Es sucht seine Lösungswege immer zuerst in bereits gelösten
Aufgaben.
• Es arbeitet schematisch orientiert und kann seine Lösungswege
nicht erklären.
• Es achtet darauf, dass sich eine Bezugsperson in der Nähe
befindet.
• Es scheint oft unkonzentriert aus dem Fenster oder in die Gegend
zu starren.
• Aufgabenstellungen die scheinbar verstanden waren, sind bereits
nach kurzer Zeit wieder vergessen.
• Nicht selten sind nervenaufreibende Situationen mit Schreien und
Heulen bei Mutter und Kind das klägliche Ende der Anfertigung
von Mathematik-Hausaufgaben!
Mathematische Anforderungen
• Das Abzählen von Gegenständen gelingt nicht immer fehlerfrei.
Bei Spielen wie "Mensch ärgere Dich nicht" werden die
Spielfiguren nicht korrekt weiterbewegt.
• Würfelbilder werden einzeln gezählt.
• Ungeordnete Mengen (bis zu vier Elemente) werden nicht simultan
erfasst.
• Mit Hilfe von Anschauungsmaterial können zwei Mengen miteinander
verglichen werden. Die Kriterien „mehr“ und „weniger“ sind
bekannt, der Unterschied kann jedoch nicht angegeben werden.
• Der ordinale Zahlaspekt wird nicht vom kardinalen unterschieden.
Z.B. wird der dritte Stift gleichgesetzt mit der Menge von drei
Stiften.
• Diktierte Zahlen werden nicht korrekt geschrieben oder gelesen;
häufig werden Einer und Zehner vertauscht.
• Additionsaufgaben werden nur durch Vorwärtszählen und
Subtraktionsaufgaben nur durch Rückwärtszählen gelöst. Meist
gelingt dies nur unter Zuhilfenahme der Finger.
• Subtraktionsaufgaben werden nach Möglichkeit vermieden.
• Verschiedene Rechenarten werden beim Lösen von Aufgaben
"ausprobiert".
• Beim Lösen einer Aufgabenstellung werden unterschiedliche
Rechenverfahren vermischt.
• Bei Rechenaufgaben wie 3 + 4, 13 + 4, 23 + 4 werden keine
Analogien gebildet; jede Aufgabe wird neu überdacht.
• Die Wertigkeiten einzelner Stellen werden nicht beachtet. Bei
der Addition oder Subtraktion werden wahllos Einer, Zehnern oder
Hunderter vermischt.
• Bei Aufgaben mit Platzhaltern (sog. Lückenaufgaben) wird die
Leserichtung gewechselt und von rechts nach links gelesen, z.B.:
3 = ? - 5. Lösungsvorschlag Ihres Kindes: 3 = 2 - 5.
• Zur Lösung von Sachaufgaben werden alle Zahlen irgendwie in die
Rechnung mit einbezogen. Jedoch die tatsächlich erforderliche
Rechenart kann nicht bestimmt werden.
• Trotz vielfältiger Erscheinungsform ist allen Betroffenen
gemeinsam: Grundlegende Einsichten in Mengen- und
Zahlbeziehungen sind nicht oder nur mangelhaft gewonnen. Die
Betroffenen geraten in einen Teufelskreis, aus dem sie sich
weder im schulischen Kontext noch eigenständig befreien können.
Alltagsfertigkeiten
• Ihr Kind geht - falls überhaupt -
nur mit abgezähltem Geld Einkaufen (Kiosk, Geschäft).
• Es kann keine zeitlichen Verabredungen treffen bzw. einhalten.
• Es gibt sein Taschengeld nicht aus, sondern ist scheinbar sparsam.
• Es hat Probleme, bei Umgang mit gebräuchlichen Maßen, (schätzen von Zeiträumen,
wiegen, messen, zuordnen etc.ist oft unmöglich).
• Ihr Kind vermeidet alles, was nach Zahlen, Rechnen etc. "aussieht" auszuführen!
Verhalten im Unterricht
• Das Kind orientiert sich an bereits geschriebenen Aufgaben.
• Es versucht beim
Tischnachbarn abzuschreiben
• Es gibt sich scheinbar keine Mühe mehr.
• Es beteiligt sich kaum oder nicht am Unterricht.
• Es scheint zu träumen. Trotz mehrfacher Erklärung versteht es die Anweisungen der Lehrer/in nicht.
• Es hat eine "Blockade" bei Tests.
Das Kind sucht verstärkt Anerkennung in anderen Bereichen
• Es spielt den Klassenclown
• Es stört den Unterricht
• Es ist ängstlich und weinerlich
Begleitstörungen
Wenn ihr Kind häufiger über Kopfschmerzen, Bauchweh o. Ä. klagt, schlecht
einschläft, schlecht träumt, nicht zur Schule möchte, aggressiv, trotzig oder
auch selbstabwertend reagiert, sollten Sie es mit erhöhter Aufmerksamkeit
beobachten.
Sind diese Anzeichen besonders im Zusammenhang mit mathematischen Anforderungen
und nur in der Schulzeit, jedoch nicht in Ferienzeiten zu beobachten, dann ist
höchste Eile geboten, dem Kind die notwendige Hilfe anzubieten!